In Obermerzbach steht der in den wesentlichen Teilen älteste erhaltene Sakralbau der Haßberge, schon auf den ersten Blick an der unregelmäßigen Befensterung und dem archaisch gestalteten Portal als der Romanik zugehörig erkennbar. Hölzerne Dachrinnen und die vertikalen Wetzrillen in Kniehöhe verstärken diesen Eindruck.
Bis heute ist die Entstehung dieser Wetzrillen, die sich auch an einigen anderen mittelalterlichen Kirchen in Franken finden, nicht abschließend erklärt: sind sie über Jahrhunderte entstanden durch das Schärfen von Waffen, durch das Auslöschen von Fackeln nach dem nächtlichen Kirchgang oder durch gewollte Gewinnung von Steinabrieb, dem, von geweihtem Ort entnommen, heilsame Wirkung zugeschrieben wurde?
Das Portal, eine eingetiefte, rechteckige Blendarchitektur, zeigt als Fries zwei sich an den Köpfen umeinander windende Schlangen. Zu dem archaischen Gesamteindruck tragen auch Kanzel und Taufstein bei: Der aus Stein gehauene Kanzelkorpus hat lediglich einen hölzernen Pultaufsatz und ein Treppengeländer aus Brettbalustern, welches mit der Jahrzahl „1682“ bezeichnet ist. Der Taufstein von 1612 ist aus einem einzigen Werkstück gehauen. Den neuesten festen Teil der Ausstattung bildet das Kirchengestühl aus dem späten 18. Jahrhundert.
Besichtigungen sind tagsüber jederzeit möglich.
Maßnahmen zur Schadensbehebung am Portal und am Chorgewölbe im Jahr 2019 durch die Gemeinde Untermerzbach wurden vom Landesamt für Denkmalpflege und der Unterfränkischen Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken finanziell unterstützt.